PRESSEMITTEILUNG anlässlich des Ablebens von Hans Gabriel, dem Doyen der Tamburica-Musik bei den Kärntner Slowenen, ausgezeichnet mit dem Kulturpreis des Kroatischen Zentrums "Metron" für das Jahr 2010
Heute erreichte uns die traurige Nachricht, dass Hans Gabriel nach längerer Krankheit im 81. Lebensjahr in einem Pflegeheim in Wien verstorben ist.
Hans Gabriel stammte aus einer slowenischen Bauernfamilie aus St. Johann im Rosental/Št. Janž v Rožu in Kärnten. Seine Familie erlebte während des Zweiten Weltkrieges ein schweres Schicksal, als sie - wie viele andere Familien - am 12.04.1942 nach Frauenaurach in Deutschland deportiert wurde und erst Ende September 1945 wieder in die Heimat in Südkärnten zurückkehren konnte.
Schon seit seiner Jugend beschäftigte er sich mit Musik, lernte Klavier und Orgel, und neben seiner Tätigkeit als Organist und Kantor in seinem Heimatdorf war ihm auch die Tamburicamusik ein Anliegen. So gesehen kann man ihn getrost als "geistigen Vater" der Tamburicamusik in Kärnten ansehen. Dieser seiner Leidenschaft widmete er sich auch in Wien weiter, wohin er 1964. übersiedelte, um hier an der Akademie (heute Universität) für Musik u. darstellende Kunst Kirchenmusik und Komposition zu studieren (Diplomabschluss 1968).
Für seine Verdienste um die Tamburicamusik, und vor allem auch im Hinblick auf seine Bemühungen, die slowenischen Tamburicagruppen aus Kärnten und Wien mit jenen im Burgenland zu verbinden, und nicht zuletzt für die enge Zusammenarbeit mit dem Folkloreensemble Kolo Slavuj, wurde Hans Gabriel mit dem Kulturpreis des Kroatischen Zentrums "Metron" für das Jahr 2010 ausgezeichnet.
Hans Gabriel, der voriges Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, war Organist, Kantor, Chorleiter und Dirigent, Chorsänger im Theater an der Wien, Leiter und Mentor zahlreicher slowenischer Tamburicagruppen in Kärnten und in Wien, darüber hinaus Arrangeur und Komponist, und auch Autor des Buches »Po sledeh tamburaštva na Koroškem« (Auf den Spuren der Tamburicamusik in Kärnten, 2005). Er hatte sehr gute Kontakte zu verschiedenen Tamburicagruppen im Burgenland und arbeitete eng zB mit dem Tamburicaorchester "Ivan Vuković" (Parndorf), dem Tamburicaorchester Steinbrunn, aber auch mit dem Folkloreensemble "Kolo Slavuj" zusammen. Sein großes Ziel war es, eine Reihe von unterschiedlichen Musikprojekten mit verschiedenen Gruppen und Ensembles zu realisieren, was ihm aus gesundheitlichen Gründen aber nur teilweise gelungen ist.
Hans Gabriel hat unzählige Stücke für Tamburicaorchester arrangiert und komponiert, und die Höhepunkte seiner Arbeit auf diesem Gebiet finden sich in der Publikation "Melodije" !1982) mit den Vertonungen der Gedichte von Milka Hartmann. 2008 erschien seine Festschrift zu "25 Jahre Fermata", der Tamburicagruppe der Kärntner Slowen*innen in Wien, die er gegründet hatte und deren langjähriger Leiter und Mentor er war.
Auf sein Bestreben und unter seiner Leitung fand 2007 in Eisenkappel/Železna Kapla die slowenische Premiere der "Hrvatska maša / Kroatischen Messe" von Hannes Laszakovits statt, und ein Jahr später die Aufführung dieser Messe in der Servitenkirche in Wien, als gemeinsames Projekt mit dem Folkloreensemble "Kolo Slavuj" und der Tamburicagruppe "Fermata" aus Anlass deren 25-jährigen Bestehens.
Die Intention der Jury zur Vergabe des Kulturpreises "Metron" war es, Hans Gabriel für sein jahrzehntelanges kulturpolitisches Engagement für seine Volksgruppe und die anderen Volksgruppen in Österreich und insbesondere auch die Zusammenarbeit der Kärntner Slowen*innen mit den Burgenländischen Kroat*innen auszuzeichnen.
Mit dem Ableben Hans Gabriels haben die Burgenländischen Kroat*innen einen großen Freund verloren und das Kroatische Zentrum einen treuen Besucher und großherzigen Mitstreiter.
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